Vor der russischen Invasion der Ukraine, der Preisexplosion auf dem europäischen Gasmarkt und dem Energie-Paradigmenwechsel in den Köpfen der europäischen Eliten war Russland traditionell der wichtigste Erdgaslieferant für Europa. Noch im Januar 2021 deckte Russland etwa 40 Prozent des europäischen Bedarfs. Derzeit liegt dieser Anteil laut Aussage der spanischen Energieministerin Teresa Ribera bei unter zehn Prozent.
Öl und Gas
Die Weltwirtschaftslage zwingt die Industrienationen, allen voran die EU, aber auch Indien, sich auf die Suche nach alternativen Bezugsquellen für Erdöl zu machen. Die Situation wird noch dadurch verschärft, dass sich die USA kurzfristig auf die Eindämmung der Brennstoffpreise im eigenen Land konzentrieren und zumindest bis Dezember 2022 kein zusätzliches Öl auf den Weltmarkt bringen werden. Die von den G7-Ländern beschlossene Deckelung des Preises für russisches Erdöl trägt ebenfalls beträchtlich zur Unsicherheit auf den Märkten bei.
Die Energiekrise in Europa, die hauptsächlich durch die Notwendigkeit umfassender wirtschaftlicher Sanktionen gegen den Kriegstreiber Russland ausgelöst wurde, weitet sich stetig aus. Dies wird langfristig äußerst negative Folgen haben, und zwar in erster Linie für Deutschland, die größte europäische Volkswirtschaft.
Zwischen Januar und Juli bezahlte Deutschland mit 38,3 Milliarden Euro 164 Prozent mehr für den Gasimport als im selben Zeitraum des Vorjahres, trotz einer Verringerung der Einfuhren um 25,5 Prozent auf 64,9 Milliarden Kubikmeter.
Für die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel ist der Krieg, der Ende Februar zwischen Russland und der Ukraine ausgebrochen ist, ein “tiefer Wendepunkt in der Geschichte Europas”. Diese Aussage hängt auch damit zusammen, dass der Konflikt nach Jahrzehnten der engen Zusammenarbeit mit Russland im Energiebereich jetzt eine 180-Grad-Wende in der deutschen Energiepolitik ausgelöst hat.
Die mögliche Aufhebung der Sanktionen gegen die iranische Ölindustrie steht in diesen Tagen erneut ganz oben auf der politischen Tagesordnung. Die USA und die EU sind auf der Suche nach einer sofortigen Lösung für das Öldefizit, da sie angesichts eines möglichen umfassenden Ölembargos gegen Russland unter Zeitdruck stehen. Die Zahlen belegen den Umfang dieser Herkulesaufgabe: es geht darum, täglich 4,2 Millionen Barrel russisches Öl zu ersetzen (wenn die Lieferungen Russlands an ehemalige Sowjetstaaten außen vor bleiben), im Idealfall sogar die kompletten 4,7 Millionen.
Das Land könnte zu einem der wichtigsten europäischen Gasumschlagplätze werden, wenn es gelingt, Infrastrukturengpässe zu überwinden
Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, der Ende Februar ausbrach, erschüttert die gesamte politische Landschaft der EU. Die Erschütterungen erreichen nach und nach alle Märkte und Wirtschaftszweige. Jetzt, wo ihnen das Ausmaß ihrer Abhängigkeit vom russischen Gas bewusst geworden ist, versuchen die Mitgliedstaaten der EU verzweifelt, ihre Gasversorgungssicherheit anderweitig zu garantieren. Unter Fachleuten gilt Spanien als eine mögliche Lösung des Problems. Das Land hat viel Potential als zukünftiger europäischer Gas-Hub und könnte möglicherweise die russische Gaslücke füllen.
Die Spotpreise für Gas erreichten in Europa am 21. Dezember 2021 einen historischen Höchststand: erstmals wurde der Preis von 2000 US-Dollar für 1000 Kubikmeter Gas überschritten. Gegen Ende Januar 2022 hatte sich der Preis dann auf die Hälfte herunterkorrigiert, doch die Lage auf dem europäischen Gasmarkt ist nach wie vor angespannt. „Laut den langfristigen Vorhersagen […]
Das Erdgasfeld in Groningen ist eines der größten der Welt und war für die Niederlande knapp ein halbes Jahrhundert lang eine Quelle des Wohlstandes. Seit einigen Jahren allerdings bereitet es der Regierung nur noch heftiges Kopfzerbrechen. Die Coronapandemie und die fehlgeschlagene Energiewende könnten einer beschleunigten Stilllegung der Erdgasförderung entgegenwirken. Warum die Niederlande die Gasförderung in […]
Die aktuelle Situation als „europäische Gaskrise“ zu bezeichnen, geht komplett an der Wahrheit vorbei. Ihre Bedeutung geht weit über die reine Regulierung des Gasmarktes hinaus. Es handelt sich um eine ausgewachsene Energiekrise mit potentiell weitreichenden Folgen – alle Segmente des europäischen Energiesystems haben mit strukturellen Problemen zu kämpfen. Der Subsektor der Gaserzeugung ist lediglich der […]