Keine Klarheit über Offshore-Projekte in Rumänien

2020 war für die meisten Unternehmen ein schweres Jahr, insbesondere auch für Offshore-Gasprojekte in Rumänien. Fast ein Jahr nachdem der US-Energiekonzern Exxon Mobil offiziell seine Absicht bekanntgab, seinen 50 %igen Anteil am OffshoreProjekt Neptun Deep auf dem rumänischen Schelf des Schwarzen Meeres zu verkaufen, konnte noch kein Käufer gefunden werden. Trotz der optimistischen Verlautbarungen seitens der Regierung, ist es unwahrscheinlich, dass das OffshoreProjekt in naher Zukunft anläuft.

Stolperfalle Steuer

Das Haupthindernis ist die prohibitive Gesetzgebung über jegliche ausländische Beteiligungen an Gasexporten, die 2018 von einer früheren Mitte-links-Regierung verabschiedet wurde. Darin wurde festgelegt, dass mindestens 50 % des in Rumänien geförderten Gases innerhalb der Landesgrenzen verwendet werden sollten, wobei die lokalen Verbraucher weiter bevorzugt würden. Angesichts der Tatsache, dass die Produktion der rumänischen Gasfelder geringer ist als die Inlandsnachfrage (sie liegt bei etwa 90% der Nachfrage), ist das Resultat des Gesetzes effektiv ein Verbot von Gasexporten. Wenn sich ausländische Unternehmen an rumänischen Gasprojekten beteiligen, müssen sie eine überhöhte Steuer zahlen.

Das ist unattraktiv für ausländische Unternehmen, die auf die lukrativeren mittel und westeuropäischen Märkte schielen – zumal die Offshore-Gasförderung strengen europäischen Standards entsprechen muss und teure Anlagen erfordert.

Auch rumänischen Gasproduzenten sind über diese Maßnahme bestürzt. Im Februar gab die in Rumänien ansässige Black Sea Oil & Gas ihre Absicht bekannt, mit der Förderung von Erdgas aus ihrem relativ kleinen Offshore-Projekt zu beginnen. Laut CEO Mark Beacom werden diese Termine allerdings revidiert, wenn die derzeitige Gesetzgebung in Kraft bleibt.

Wunschdenken

Das rumänische Energieministerium sicherte allen interessierten Parteien die baldige Aufhebung der Steuer zu. Bei mehreren Gelegenheiten sagte Energieminister Virgil Popescu er sei „zuversichtlich“, dass das Parlament das Offshore-Gesetz ändern und die zusätzliche Steuer vor der Sommerpause entfernen werde.

Alle, an Offshore-Projekten im Schwarzen Meer interessierten Akteure, haben derzeit keinerlei Handlungsspielraum und warten auf eine Lockerung der Politik. „Damit die Schwarzmeerprojekte anlaufen können, ist es absolut notwendig, dass die gesamte, für die Investoren in Offshore-Ölfelder feindliche Gesetzgebung, die 2018 verabschiedet wurde, vollständig verschwindet“, wurde Beacom zitiert.

Aber während die Gesetzgebung sämtliche Aktivitäten stoppt, haben die Versprechungen der Regierung kaum Wert.

Das Gesetz wurde eingeführt, um sicherzustellen, dass Rumäniens weniger wohlhabende Verbraucher dringend benötigtes Gas erhalten sowie um den Haushalt des Landes auszugleichen. Die derzeitige Regierungskoalition zögert, versprochene Sozialleistungen zu streichen, darunter eine 40-prozentige Rentenerhöhung, nicht zuletzt, weil so viele Menschen von der COVID-19-Pandemie betroffen sind. Infolgedessen wird das Haushaltsdefizit im Jahr 2021 mindestens 8% des rumänischen BIP ausmachen. Eine Steuersenkung für Energieunternehmen wird die Situation noch weiter verschärfen.

Unsicherheit über Neptun

Die wichtigste Frage betrifft weiterhin das Neptun Deep Projekt. Nachdem der USEnergiekonzern Exxon Mobil offiziell seine Absicht bekanntgab, seinen gesamten 50 %-Anteil Anfang 2020 verkaufen zu wollen, erfolgte bislang noch kein Deal. Die österreichische OMV Petrom, der zweitgrößte Aktionär, zeigte zunächst Interesse, legte aber kein konkretes Angebot vor.

Im November 2020 bekundete der rumänische Erdgasproduzent Romgaz seine Absicht, in das Projekt einzusteigen. Anfänglich kündigte der ehemalige CEO Adrian Volintiru an, dass das Unternehmen eine 20 %ige Beteiligung an Neptun Deep anstrebe, was das zweite Offshore-Projekt im Schwarzen Meer für Romgaz wäre. Das Unternehmen verfügt bereits einen Anteil von 12,2 % am EX-3-Trident-Perimeter JointVenture mit einer Tochtergesellschaft der russischen Lukoil als Partner.

Obwohl bereits Gespräche stattfinden, sind Marktanalysten und Experten skeptisch, ob Romgaz die Entwicklung leisten kann. Selbst wenn das Unternehmen 20 % des Projekts erwirbt, anstelle der 50 % der Exxon Mobil, ist nicht sicher, dass es in der Lage sein wird, die geschätzten 1,2 Mrd. $ in die Entwicklung zu investieren.

Wie ausländische Unternehmen hält sich auch Romgaz zurück, solange die prohibitive Gesetzgebung in Kraft bleibt. Es scheint, dass die rumänische Regierung einen Teufelskreis geschaffen hat, bei dem eine harte Besteuerung Akteure abschreckt, die ansonsten zu den Steuereinnahmen beitragen könnten.

Europäische Kontroverse

Auch der europäische Green Deal bleibt weiterhin Faktor, der die Entwicklung der rumänischen Offshore-Projekte einschränkt. Brüssel kombiniert neue Maßnahmen zur Förderung grüner Energien mit Maßnahmen zur Unterstützung einer Abkehr von fossilen Brennstoffen, einschließlich Erdgas. Damit bindet sich die EU bei Projekten, die für ihr viertes Energiesicherheitspaket wesentlich sind, selbst die Hände.

Laut eine Studie von Global Wittness gab die EU seit 2013 mehr als 500 Mio. USD an Steuergeldern für Gastransportprojekte aus, die entweder scheiterten oder wahrscheinlich scheitern werden (www.globalwitness.org/en/campaigns/fossil-gas/eu-companies-burn-fossil-gas-and-taxpayer-cash). Dazu gehört auch die BRUA-Pipeline, die Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich mit den Gasreserven im Schwarzen Meer verbinden sollte. Das Projekt sollte die Abhängigkeit der mitteleuropäischen Staaten von russischem Gas verringern.

Der Bau der Pipeline liegt seit November 2020 auf Eis. Zu diesem Zeitpunkt war ein rumänischer Abschnitt fertiggestellt worden, der jedoch nicht bis zum Schwarzen Meer oder anderen Ländern reicht. Der Plan, die Pipeline bis nach Ungarn zu verlängern, wurde aufgegeben, und es ist unwahrscheinlich, dass das ehemalige Vorhaben von gemeinsamem Interesse nun Energie an die europäischen Nationen liefern wird.

Im Gegensatz zu Bukarest zeigt Brüssel keine Absicht, den Green Deal zu ändern. Im Gegenteil: Die EU steckt immer höhere Ziele. Letztes Jahr stimmte das Europäische Parlament für eine radikalere CO2-Obergrenze bis 2030 – es soll eine Verringerung von 55 % gegenüber dem Niveau von 1990 erreicht werden, statt der vormals angekündigten 40 %. Es scheint vernünftig, dass dieses neue Ziel zuverlässigeren sauberen Quellen wie Erdgas den Vorrang gibt (anstelle von Kohle oder sogar einem so „grünen“ Brennstoff wie Holz). Stattdessen bevorzugen die europäischen Beamten jedoch weiterhin unzuverlässige erneuerbare Energien wie Windkraftanlagen.

Selbst wenn die derzeitige rumänische Regierung den politischen Willen findet, die Gasexportgesetze zu lockern, schwinden die Aussichten, dass das neue Schwarzmeerprojekt verwirklicht wird.